Let's Encrypt und der DSGVO-konforme Datentransport: Mythen vs. Realität

von Tobias Rombey

4. Dezember 2025

Denken Sie, ein Let's Encrypt-Zertifikat alleine schützt Ihre Kundendaten DSGVO-konform? Die Wahrheit ist komplexer, aber machbar!

In der heutigen digitalen Landschaft ist Datenschutz nicht nur eine Empfehlung, sondern eine gesetzliche Pflicht. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt hohe Anforderungen an Unternehmen, die personenbezogene Daten verarbeiten. Viele Verantwortliche setzen dabei auf TLS-Verschlüsselung, oft realisiert durch kostenlose Zertifikate wie die von Let's Encrypt. Doch reicht diese Maßnahme wirklich aus, um den Datentransport DSGVO-konform zu gestalten? Lassen Sie uns die Mythen von der Realität trennen.

Mythos 1: Let's Encrypt = DSGVO-konforme Datenverarbeitung

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass die bloße Implementierung eines SSL/TLS-Zertifikats von Let's Encrypt die Einhaltung der DSGVO für den Datentransport sicherstellt. Während Let's Encrypt und TLS generell einen entscheidenden Baustein für die Sicherheit darstellen, sind sie keineswegs eine Komplettlösung für die DSGVO.

Was TLS (und Let's Encrypt) wirklich leistet:

TLS (Transport Layer Security) ist das Protokoll, das hinter HTTPS steckt und für eine verschlüsselte und authentifizierte Verbindung zwischen einem Webbrowser und einem Server sorgt. Es hat drei Hauptfunktionen:

  1. Verschlüsselung: Daten, die zwischen Client und Server ausgetauscht werden, sind für Dritte unlesbar.
  2. Integrität: Es stellt sicher, dass die Daten während der Übertragung nicht manipuliert wurden.
  3. Authentifizierung: Der Client kann sicherstellen, dass er tatsächlich mit dem beabsichtigten Server (und nicht mit einem Betrüger) kommuniziert.

Let's Encrypt macht es einfach und kostenlos, diese TLS-Zertifikate zu erhalten und zu automatisieren. Damit ist es ein fantastisches Werkzeug, um die Basissicherheit – die Vertraulichkeit und Integrität der Daten während des Transports – zu gewährleisten. Und genau hier liegt der Knackpunkt für die DSGVO.

Die Realität: TLS als essenzieller, aber nicht alleiniger Pfeiler der DSGVO

Die DSGVO fordert in Artikel 32, dass Verantwortliche und Auftragsverarbeiter geeignete technische und organisatorische Maßnahmen (TOMs) ergreifen, um ein dem Risiko angemessenes Schutzniveau zu gewährleisten. Dazu gehören unter anderem:

  • Die Pseudonymisierung und Verschlüsselung personenbezogener Daten (Art. 32 Abs. 1 a)
  • Die Fähigkeit, die Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit und Belastbarkeit der Systeme und Dienste im Zusammenhang mit der Verarbeitung auf Dauer sicherzustellen (Art. 32 Abs. 1 b)

TLS ist hier eine grundlegende technische Maßnahme. Ohne eine Transportverschlüsselung ist der Datentransfer im Internet als unsicher einzustufen und damit nicht DSGVO-konform, da die Vertraulichkeit nicht gewährleistet ist. Angreifer könnten Daten abfangen, manipulieren oder einsehen. Let's Encrypt ermöglicht es Unternehmen jeder Größe, diese Anforderung kostengünstig und effizient zu erfüllen.

Was über TLS hinaus für die DSGVO-Konformität des Datentransports und darüber hinaus benötigt wird:

Ein Let's Encrypt-Zertifikat schützt die Daten während des Transports. Doch die DSGVO schaut auf den gesamten Lebenszyklus der Daten:

  1. Verschlüsselung bei Speicherung (Encryption at Rest): Was passiert mit den Daten, sobald sie auf dem Server ankommen? Sind sie dort auch verschlüsselt und zugriffsgeschützt?
  2. Zugriffskontrolle: Wer hat Zugriff auf die Daten auf dem Server? Sind die Zugriffsberechtigungen rollenbasiert und nach dem Need-to-know-Prinzip vergeben?
  3. Sichere Serverkonfiguration: Ist der Server selbst gegen Angriffe gehärtet? Werden Software-Updates regelmäßig eingespielt? Sind Firewalls und Intrusion Detection Systeme vorhanden?
  4. Minimierung und Zweckbindung: Werden nur die wirklich notwendigen Daten erhoben und gespeichert? Werden sie nur für den klar definierten Zweck verwendet?
  5. Datenschutz durch Technikgestaltung und datenschutzfreundliche Voreinstellungen (Art. 25 DSGVO): Ist das gesamte System von Anfang an datenschutzfreundlich konzipiert?
  6. Auftragsverarbeitungsverträge (AVV): Wenn Sie externe Dienstleister (z.B. Hosting-Provider) einsetzen, die personenbezogene Daten in Ihrem Auftrag verarbeiten, benötigen Sie einen rechtsgültigen AVV.
  7. Transparenz und Betroffenenrechte: Werden Nutzer ausreichend über die Datenverarbeitung informiert? Können sie ihre Rechte (Auskunft, Löschung, etc.) wahrnehmen?
  8. Vorfallsmanagement: Haben Sie einen Plan, wie Sie mit Datenpannen umgehen (Art. 33, 34 DSGVO)?

Praktische Schritte für Ihr Unternehmen:

  • Implementieren Sie HTTPS flächendeckend: Stellen Sie sicher, dass alle Subdomains und Verzeichnisse, die personenbezogene Daten verarbeiten oder darstellen, mittels TLS verschlüsselt sind. Let's Encrypt ist hier eine ausgezeichnete Wahl.
  • Achten Sie auf starke TLS-Konfigurationen: Veraltete Protokolle (wie TLS 1.0/1.1) oder schwache Cipher-Suiten sollten deaktiviert werden. Setzen Sie auf moderne Standards wie TLS 1.2 oder 1.3.
  • Regelmäßige Überprüfung: Verlassen Sie sich nicht nur auf die Automatisierung. Überprüfen Sie regelmäßig die Gültigkeit Ihrer Zertifikate und die Konfiguration Ihrer Server.
  • Denken Sie ganzheitlich: Betrachten Sie die DSGVO nicht als eine Checkliste für einzelne Punkte. Entwickeln Sie ein umfassendes Datenschutzkonzept, das alle Aspekte der Datenverarbeitung abdeckt – vom Erhalt der Daten über die Speicherung bis zur Löschung.
  • Dokumentieren Sie Ihre Maßnahmen: Die Rechenschaftspflicht (Art. 5 Abs. 2 DSGVO) erfordert, dass Sie die Einhaltung der Verordnung nachweisen können.

Fazit:

Ein Let's Encrypt-Zertifikat ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines DSGVO-konformen Datentransports, da es die Vertraulichkeit und Integrität der Daten während der Übertragung sichert. Es ist jedoch nur ein Puzzleteil in einem viel größeren und komplexeren Bild. Unternehmen müssen eine umfassende Strategie zur Datensicherheit und zum Datenschutz verfolgen, die über die reine Transportverschlüsselung hinausgeht, um den Anforderungen der DSGVO vollumfänglich gerecht zu werden. Die gute Nachricht: Es ist machbar, und die Investition in umfassenden Datenschutz zahlt sich in Vertrauen und Rechtssicherheit aus.